Hintergrundbild – AMPHITHEATER MILET 

 
 

Hinter der Maske steht
Dr. Ulrich Harbecke

 

Ist es die halbe Wahrheit ??  Lyriker seien humorlos !
Die ganze Wahrheit !  Hier blüht der Humor in all seinen Facetten.
Ein Grund – humorvolle Lyriker*innen zu entdecken … und zu lesen.

 

Dr. Ulrich Harbecke  
(Jg. 1943)


Studium der Theaterwissenschaft, Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Geschichte in Köln und Wien. Ab 1970 Freier Mitarbeiter und Moderator beim Westdeutschen Rundfunk. Reportagen aus Afrika, Indien, USA. Seit 1976 Redakteur für Geschichte/Politik und Musik im Schulfernsehen. Leiter der Kulturabteilung des WDR Fernsehens, dann des Familienprogramms und ab 1994 Leiter der Programmgruppe Religion, Philosophie und Bildung im Fernsehen. Seit 2005 freier Publizist, Autor und Komponist.

Verfasser und Redakteur herausragender Sendungen und Sendereihen (z.B. „Abenteuer Bundesrepublik“, „Europa und die Dritte Welt“, „Mordfall Descartes“, „Requiem für Ruanda“, „Totentanz – Nachruf auf 5 Millionen Rinder“, „2000 Jahre Christentum“), – Wissenschaftliche Beiträge, Lehraufträge der Universitäten Tunis und Köln. Veröffentlichungen: Sachbücher („Abenteuer Deutschland“, „Die goldenen Neunziger“, „50 Jahre UNO“, „Erlebnis Geschichte – Das Buch des Hauses der Geschichte in Bonn“, „Immer wieder Anfang – 2000 Jahre Christentum“, „Die Juden – Geschichte eines Volkes“, „Sternstunden – 50 Jahre WDR“, „Das Kölner Buch der Religionen“), Romane („Invasion“, „Entwarnung – Der Frieden bricht aus“, „Der gottlose Pfarrer“, „Der gläubige Kardinal“), Kurzgeschichten, Lyrik („Ecce Homo“, „Der Ochs von Bethlehem“, „Heller Wahn“, „Geballte Balladen“) und literarische Parodien („Mantel, Schwert und Feder – St. Martins Ritt durch die deutsche Literatur“, „Literazzia“). – Kompositionen (u.a. „Missa Romantica“ für Soli, Chor und Orchester, „Kleine Mess“ in rheinischer Mundart, „Magnificat“, „Fünfte Sinfonie“ – Rendez-vous mit Beethoven). Zahlreiche Preise (u.a. Romuald Dudd Award, Goldenes Kabel, Robert Geisendörfer Preis, LiteraVision)

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Bilder einer Lebensausstellung . Eine Retrospektive 
Domradio Köln – Moderation Angela Krumpen – 01.01.2020 – 18.00h
Auszug zur Einführung:
> Mit einer Retrospektive werden große Künstler geehrt. Tja, das hier ist eine Radiosendung. Aber warum soll es nicht auch im Radio Retrospektiven geben?
Dr. Ulrich Harbecke hat im Laufe seines schon langen und ungeheuer produktiven Lebens ganz unterschiedliche Kunstwerke in die Welt gebracht: Seine große Liebe gilt dem Theater, er ist ein Fernsehjournalist, der mit vielen Filmen und Projekten Aufsehen erregte., Autor vieler Bücher, Pianist und Komponist. Seine Familie, zu der eine indische Adoptivtochter gehört, spielt eine große Rolle in seinem Leben. Und „der Wanderprediger aus Nazareth“ auch. <
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Mantel, Schwert und Feder
St. Martins Ritt durch die deutsche Literatur
von Ulrich Harbecke
Illustration Joachim Klinger

 


Mantel, Schwert und Feder

St. Martins Ritt durch die deutsche Literatur

Literarische Parodien
von Ulrich Harbecke, Martin Seidler und Peter Grabinger
Audio-CD

 
Der Ochs von Bethlehem
Junge Balladen,
Geschichten und Lieder
um ein altes Fest
von Ulrich Harbecke


Literadatsch

Neue Parodien
von Ulrich Harbecke

 

 

 

 

 

 

 

Heller Wahn – Geballte Balladen
von Ulrich Harbecke


Heller Wahn – Leseprobe

Der Talkshowgast
Ich hoff`, dass man mich sorgsam lenke

und mich nicht vor der Antwort frage.
Wie kann ich wissen, was ich denke,
bevor ich höre, was ich sage.
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Rassismus ist, ich sag es unumwunden,
nichts anderes als dummer Stammtischbrei.
Noch nie hat ein Rassist herausgefunden,
dass seine Rasse minderwertig sei.
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Guter Rat
Man soll die feste feiern, wie sie fallen,
und soll die Gäste feuern, wenn sie lallen.
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Waldsterben
Es heißt, dass sauer lustig macht.
So hat der Wald sich totgelacht.

Tatatataaaa

 

 

Ulrich Harbecke schrieb eine „Fünfte“ Sinfonie,
ein „Rendez-vous mit Ludwig“ im Beethoven/Corona-Jahr 2020

 

Ein Selbstgespräch

 

Was hast du da wieder angestellt?

Nun ja, ich dachte…

Was dachtest du?

Es war doch Beethovenjahr. Auf allen Kanälen: Konzerte rauf und runter. Vorträge. Wie taub war er wirklich? Wer war die unsterbliche Geliebte? Es war eigentlich schon alles über ihn gesagt, nur noch nicht von allen. Und da dachte ich…

Was dachtest du?

Mach ihm eine besondere Freude zum Geburtstag! Schreib ihm eine Sinfonie!

Wie bitte?

Na ja, war nicht einfach, aber nun gibt es sie, die zweite „Fünfte“.

Ich ahne Schlimmes.

Ich habe ihn einfach beim Wort genommen. Ich wollte nicht anbetend vor ihm knien, vor dem „Titanen“, dem „Meister aller Klassen“, dem „weltumspannenden Genie“. Ich wollte aufrecht stehen wie er und mit ihm reden, in Tönen und Klängen. In seiner Sprache sozusagen.

Geht das so einfach?

So einfach nicht, aber es geht. Er hatte es ja auch nicht leicht. Um jedes seiner Werke hat er gerungen, manchmal jahrelang. Ihm ist nichts in den Schoß gefallen. Seine Manuskripte sind keine makellosen Himmelsbotschaften wie bei Mozart oder Schubert. Es sind Schlachtfelder. Man kann sie kaum entziffern. Aber aus diesem Chaos von Ideen entsteht am Ende ein Kosmos, der uns in tiefster Seele bewegt, begeistert, erhebt.

Okay, aber wie kommt man auf die Idee, sich mit eigenen Noten in seine Nähe zu wagen?

Leonard Bernstein brachte mich drauf. In seiner Sendung über die 5. Sinfonie saß er am Flügel und spielte die Anfangstakte („Tatatataaaa!“). Dann wandte er sich an die Zuschauer: „Die ganze Welt fragt sich seitdem nach dem Geheimnis dieses klopfenden Motivs. Es gibt die wildesten Theorien („Das Schicksal pocht an die Pforte“). Alles Quatsch! – Das Geheimnis liegt nicht in den sechs Anfangstakten. Es liegt in den Fünfhundert, die folgen. Die entwickeln sich aus dem banalen Anfang mit ungeheurer Konsequenz und Energie, wandern durch alle Höhen und Tiefen, verschmelzen zu einer personalen Gestalt und sind am Ende eine Botschaft an die ganze Menschheit.

Okay, aber das ist noch keine Antwort auf meine Frage.

Ich habe mir dann die Partitur näher angesehen. Mir fiel auf: Der Anfang ist unentschieden. Es könnte z. B. ebenso gut in Dur wie in Moll weitergehen. – Und da trat der Versucher an mich heran. Könnte man nicht schon im 7. Takt eine andere Richtung einschlagen? Beethoven entschied sich für Moll. Ich entschied mich für Dur. Und dann ging es darum, mit der gleichen Konsequenz und Plausibilität voranzuschreiten. Mal nahe am Vorbild, aber mehr und mehr aus eigener Kraft und Fantasie. – Und plötzlich war sie fertig, meine „Fünfte“.

Papier und Kleckse?

Nein. Lebendige, vitale Musik oder meinetwegen „keck und originell“, wie es ein Musikprofessor der Bochumer Universität nannte.

Also nur was für Fachleute?

Nein. Mozart sagte einmal von seinen Klavierkonzerten: „Sie sollen allen gefallen. Nur der Fachmann weiß, warum.“
Ein Experiment also am lebenden Objekt? Ein musikalisches Abenteuer der besonderen Art? –  Was würde Beethoven dazu sagen?
Ich bin darauf gefasst, dass er mir nachts erscheint. Vielleicht mit wilder Mähne und grimmigem Blick. Vielleicht sagt er aber auch: „Donnerwetter! Die Stelle im 4. Satz, ab Takt 572, die ist mir leider nicht eingefallen…“

Kann man das Werk einmal hören?

Die Uraufführung war für Anfang Dezember geplant, vom Orchester der Folkwang Universität. Dann kam Corona dazwischen. Wir hatten eben nicht nur ein „Beethovenjahr“. – Aber trotzig wie Beethoven fand sich die Essener Brost-Stiftung bereit, das Werk in einer digitalen Einspielung anzubieten. Man kann es bei Youtube hören. Wer will, gibt einfach die Begriffe „Harbecke“ und „Beethoven“ ein. 

Neuentdeckte Schubert-Komposition entpuppt sich als Gag

Rhein-Zeitung 08.04.1997 (topnews) hoax

Der wahrscheinlich aufwendigste Aprilscherz der Welt…

 

Köln (red./ots) – Während wir uns in diesem Jahr unseren traditionellen Aprilscherz verkniffen haben, praktizierten andere diesen Ritus im großen Stil. Am 2. April glühten die Telefone der WDR-Hotline und verschiedener Redaktionen. Tags zuvor hatte das WDR Fernsehen eine Sensation geboten, wie sie auch ein großer Sender – weiß Gott – nicht häufig zu bieten hat: Die Welt-Uraufführung einer bisher unbekannten und unter abenteuerlichen Umständen wiederentdeckten Komposition von Franz Schubert.

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Kein schlichtes Gelegenheitswerk, kein beiläufiges „Moment musical“, sondern eine Messe in C-dur für Soli, Chor und Orchester, ein Bekenntniswerk großen Stils, das mit einem Schlage alle Werkverzeichnisse und Biografien des Wiener Meisters alt erscheinen ließ.

Die Zuschauer vibrierten. Einmal im Leben dabei sein, wenn ein unsterbliches Meisterwerk aus der Taufe gehoben wurde. Einmal zu den „Zeitgenossen“ der Klassiker gehören, wenigstens im nachhinein. Einmal auf Anhieb die Bedeutsamkeit eines Meisterwerks erkennen, wo doch die wirklichen Zeitgenossen so oft mit Blindheit geschlagen waren… Und die Musik ließ keinen Zweifel. Man war gerührt, begeistert, hingerissen. So kannte man seinen Schubert. Das war der Zauber seiner Melodien und überraschenden Harmonien. Das reichte von zarter Lyrik bis zu dramatischen Bögen und Höhepunkten.

Schubert ist unter uns

Am nächsten Morgen war alles anders. Unter dem Druck des 2. April mußte der Sender bekennen: Nicht Franz Schubert, sondern Ulrich Harbecke, Leiter der Programmgruppe Religion/Philosophie im WDR Fernsehen, hatte das Werk verfaßt. Die Entdeckungsstory war frei erfunden, wenngleich haarscharf neben der Wahrheit, aber das sind bekanntlich die raffiniertesten Lügen.

Es hagelte Anrufe, aber keinerlei Protest. Im Gegenteil. Jetzt war man aus anderen Gründen froh, es erlebt zu haben, denn jetzt war es der vielleicht aufwendigste und erstaunlichste Aprilscherz der neueren Geschichte. Und niemand fühlte sich beschädigt. Jeder war beschenkt, und sei es mit einer interessanten Selbsterkenntnis. „Was geschieht denn mit mir und meiner Wahrnehmung?“ so fragten sich viele Zuschauer, „wenn nun nicht mehr der große Name darüber steht? Habe ich – quasi rückwirkend – eine andere Musik gehört? „Liege ich also nur anbetend vor einem Denkmal, und die Musik ist gar nicht so entscheidend? – Dann hätte ich Schubert nicht verstanden, nachweislich an einem Werk, das nicht von ihm stammt – und hätte ihn so wenig verstanden wie seine Zeitgenossen damals, für die er noch keinen großen Namen hatte…“

„Das ist ja wohl der Gipfel!“

Und damit war wieder alles anders. Die kleine Schwindelei zum 1. April entpuppte sich als hintergründiges Experiment am lebenden Objekt. Sie bot die Chance zu einem erkenntnistheoretischen Selbstversuch. Mitten im Schubertjahr, in dem es von Devotionalien nur so wimmelt. Eine Zuschauerin wollte allerdings die Wahrheit nicht wahrhaben. Da habe dieser Harbecke eine echte Schubert-Partitur gefunden und wolle sie nun unter seinem Namen veröffentlichen. Man sei vom Fernsehen ja allerhand gewohnt, aber das sei nun wirklich der Gipfel!

 

Und zum Abschluss ein Wiener Schmankerl
aus der Feder von Ulrich Harbecke
geflossen im Februar 2021